Chronik

Geschichte des TC Zittau-Weinau

Rasentennis um 1900

Das Tennisspielen in der Weinau ist verboten! Man mag es kaum glauben, aber diese Vorschrift fand wirklich einmal Anwendung. Dies erscheint sehr verwunderlich, da die Weinau  für alle Zittauer seit jeher als kulturelles und vor allem sportliches Zentrum galt.
Bereits 1867 fand das erste „Sommerfest“ der Schuljugend in der Weinau statt, welches dann jährlich durchgeführt werden sollte. Ab dem Jahre 1895 kämpften dann die Turner regelmäßig in verschiedenen Disziplinen auf der Körnerwiese um gute Ergebnisse und Platzierungen. Im darauf folgenden Jahr fanden hier auch die ersten Fußballspiele statt.

Sportlich bedeutsam war die Gründung des „Vereins für Radwettfahren“ in Zittau 1893 und der damit verbundene Neubau einer Radrennbahn auf dem Gelände des heutigen Weinau-Stadions. Diese Radrennbahn gehörte zu einer der besten in Deutschland und eine Reihe von hochkarätigen Wettkämpfen fand hier statt. Nicht unerwähnt bleiben soll die Gründung des Zittauer Tierparks im Jahre 1894.
Kultureller Höhepunkt war zweifellos die Oberlausitzer Gewerbe- und Industrie- Ausstellung im Jahre 1902. Durch aufwendige Neu- und Ausbaumaßnahmen erfuhr die Weinau eine deutliche kulturelle Aufwertung. Der Neubau einer Straßenbahn ermöglichte sogar eine verkehrstechnische Einbindung der Weinau in Zittaus Stadtbild.

Der Tennissport galt zu jener Zeit als Spiel der bürgerlich- bemittelten Klasse, somit war die Weinau als Mittelpunkt der sportlichen Aktivität des Proletariats für das Tennis einfach nicht geeignet und wurde kurzer Hand verboten. Man zog sich also zurück und frönte dem Tennisspiel auf privaten Plätzen der Villen Könitzer und Moras. Aber 1904 war es dann endlich soweit, das Verbot wurde aufgehoben und die Tennisspieler hielten Einzug in die Weinau. Gespielt wurde zunächst zum Freizeitvergnügen im Bereich der heutigen Plätze 5 und 6. An einen Punktspielbetrieb war jedoch lange noch nicht zu denken.

1926 wurde das erste regionale Tennisturnier ausgeschrieben, worauf sich bereitwillig die beachtliche Anzahl von 160 Tennissportlern aus der Oberlausitz meldete. Dies war die erste große Tennisveranstaltung der Weinau.
Zwei Jahre später fand dann die wohl bedeutendste Sportveranstaltung der bürgerlichen Ära in Zittau statt.
Gemeint ist hier die „TUS- Woche“ (TUS= Turn und Sport) aus dem Jahre 1928. Eingebettet in dieses Sportereignis wurde erstmalig ein Tennis-Städte-Wettkampf zwischen Görlitz und Zittau ausgetragen.
In der Zeit des Nationalsozialismus spielte der Tennisport eine eher untergeordnete Rolle, andere körperbetonte Sportarten wie etwa Turnen oder viele Leichtathletikdisziplinen rückten in den Vordergrund und fanden ihren Höhepunkt bei den Olympischen Spielen von Berlin im Jahre 1936.

Vier packen an, Hans Peter, Jürgen Studier, Eugen Schmeide, Siegmar Hentsch

Diese grundsätzliche Entscheidung hatte jedoch kaum Einfluss auf unseren Tennissport in der Weinau. Das Interesse am Spiel war ungebrochen und in den fünfziger Jahren bildeten sich gleich zwei Vereine auf unserer Anlage. Es handelte sich hier um die BSG Chemie Zittau und die BSG Fortschritt Zittau. Auf Grund des hohen Interesses am Spiel und eines ständigen Mitgliederzuwachses, beschloss man im Jahre 1955 einen Platzneubau.
In mehrjähriger Arbeit entstanden drei neue Plätze am Eckartsbach. Somit verfügte unsere Anlage über sechs Plätze und ein umfangreicher Spielbetrieb konnte beginnen.
Beide Vereine schlossen sich in der weiteren Folge zur Tennisgemeinschaft Zittau zusammen, später jedoch verschwand der Begriff BSG Chemie vollständig und die BSG Fortschritt wurde alleiniger Verein.

So verwundert es nicht, dass man dem Tennissport in der Weinau nur sporadisch nachging. Belegt ist jedoch eine ständige Nutzung der Plätze unserer Anlage, beispielsweise durch Kriegsurlauber in den Jahren des Zweiten Weltkrieges.
Negativer Höhepunkt nach Kriegsende war der Vorschlag, die Tennisanlage als Kartoffelacker zu nutzen. Engagiertes Einschreiten von Tennisfreunden konnte dieses Vorhaben jedoch rechtzeitig stoppen.

Nach langsamen Ausklingen der Kriegswirren ordnete sich das Leben neu, Kriegsgefangene kehrten zurück und das Bedürfnis nach sportlichem und kulturellem Ausgleich nahm zu. So wurde bereits in den Jahren 1946/47 wieder auf unseren Plätzen Tennis gespielt.
Im Jahre 1947 erhielten die Tennisfreunde ein ganz besonderes Geschenk von der Stadtkommandantur Zittau. Die ehemalige Seuchenbaracke des Krankenhauses wurde demontiert und den Tennisfreunden übergeben, in der Weinau errichtete man sie neu und nutzte sie fortan als Tennishaus.

Nach der Gründung der DDR 1949 erklärte man Tennis, sehr zum Leidwesen aller Tennissportler, zu einer nicht förderungswürdigen Sportart. Dies lag nicht nur am bürgerlichen Ursprung dieses Spiels, sondern auch am hohen Material- Zeitaufwand gemessen am einzelnen Spieler. Damit stand fest, dass Tennisspieler während der DDR-Zeit nicht in den Genuss besonderer Förderung wie etwa Leichtathleten oder Gewichtheber kamen. Die Türen der Sportschulen blieben für Tennistalente verschlossen.

Beide Vereine schlossen sich in der weiteren Folge zur Tennisgemeinschaft Zittau zusammen, später jedoch verschwand der Begriff BSG Chemie vollständig und die BSG Fortschritt wurde alleiniger Verein.
Bei einer solch großen Platzanlage und einer erheblichen Anzahl an Mitgliedern reichte das bisherige Tennishaus nicht mehr aus. Im Jahre 1964 riss man die alte Tennisbaracke ab und ein neues Tennishaus aus Stein trat an ihre Stelle. Das Tennishaus in seiner ursprünglichen Außenform wird bis in die heutige Zeit genutzt und ist baulich nicht verändert worden.

Platzneubau 1995

Vor dem eingangs genannten Hintergrund und in einer Zeit ständiger Materialnot, ist die Leistung der Sportfreunde beim Platz- und Hausneubau gar nicht hoch genug zu würdigen. Ein besonderes Maß an persönlichem Engagement, verbunden mit einem freiwilligen Arbeitswillen und einer gehörigen Portion Kameradschaft, ließen eine der schönsten Platzanlagen im Raum Ostsachsen entstehen.

Platzneubau 1995

Der Verein in seiner Struktur und die Platzanlage blieben in dieser Form erhalten bis in das Jahr 1991.

Im Zuge der umfassenden gesellschaftlichen Veränderungen, gründete sich der heutige TC Zittau-Weinau zum 1. Januar 1992 neu.

Im Jahre 1995 erfolgte dann ein notwendig gewordener Neubau der Plätze 4 – 6, der Untergrund wurde vollständig erneuert und der Einbau einer Drainage ermöglichte eine gute Wasseraufnahme.

Der Neubau ist sehr gut gelungen, die Plätze befinden sich in einem qualitativ hochwertigen Zustand und werden heute vorrangig genutzt.

Rekonstruktion im Tennishaus

Ebenso wie der Platzneubau war eine Rekonstruktion unseres Tennishauses erforderlich. Der Umbau erfolgte im Jahre 2000 unter der Leitung von Markus Heim.

Mit Hilfe einer großzügigen Unterstützung der Firma OKA-Büromöbel konnte das Tennishaus mit neuem Mobiliar ausgestattet werden.

Das letzte bedeutsame Ereignis ist der Zusammenschluss mit dem Olbersdorfer Tennisverein im Jahr 2001. Durch diesen Schritt konnten Ressourcen gebündelt und die Struktur des Vereins gestärkt werden.

Das Tennishaus heute